// DAS KATASTER
// DAS KATASTER
"Programmatisch beschäftigt sich die entwickelte Typologie mit dem Prozess, identitätslose Elemente in ein MaterialKataster zu überführen."
"Programmatisch beschäftigt sich die entwickelte Typologie mit dem Prozess, identitätslose Elemente in ein MaterialKataster zu überführen."
// TRANSFORMATION DER STADT

"Die Kernfrage also: Wie lassen sich urbane Minen (die Stadt) in antropogene Lager der Zukunft transferieren?"
Diese Arbeit ist ein Vorschlag, in der Anlehnung an das sich 1919 in Weimar gegründete Bauhaus die Art und Weise der vorherrschenden Baupraxis zu hinterfragen oder gar neu zu denken. Durch die Entwicklung der Methodik einer zukünftigen Baukultur wird die Chance artikuliert, eingefahrene Systeme der Baupraxis aufzubrechen und im Sinne eines Paradigmenwechsels diese neu zu denken.
Abbruchhäuser werden zu Minen, Straßen und Brücken zu Bergwerken und ausrangierte Bahntrassen zu bedeutenden Lieferanten von sogenannten „Sekundärrohstoffen“. Daraus resultiert ein bisher undefiniertes Ausmaß an Rohstoffen, welche in Wänden abrissreifer Gebäuden und in unseren Mülldeponien stecken. Metropolen und urbane Strukturen verfügen über eine gewaltige Menge an Rohstoff und Baumaterialien, welche potenzielle Ressourcen für zukünftige Konstruktionen bieten.
Vor allem die Städte sind so in den letzten Jahrzehnten zu gigantischen und stetig expandierenden Minen herangewachsen. Gerade weil in der jüngsten Vergangenheit immer mehr Bodenschätze dahinschmelzen - der Weltmarktpreis für Rohstoffe um mehr als 80% steigt -, der Klimawandel immer unaufhaltsamer zu sein scheint-, der Bedarf an Rohstoffen 2050 sich vervierfachen soll -, und vor allem die Baubranche in die Mangel und Verantwortung genommen wird, ist es an der Zeit Alternativen für einer zukunftsfähige Baukultur zu entwickeln.



// NETZWERK EINER NEUEN INDUSTRIE
Mit dem Vorschlag zur Transformation der urbanen Baumethode, entsteht auch der Bedarf an einem neuen Industriezweig, der die Aufarbeitung von Materialien zur späteren Reimplementierung übernimmt. Da die Funktion eines einzelnen solchen Material Katasters nur eine Sparte des Gesamtbedarfs zur Umwandlung urbaner Minen in urbane Lager bewerkstelligen kann, wird die Implementierung eines Netzes von urbaner Sateliten vorgeschlagen, welche die differenten Schwerpunkte des Materialaufarbeitungsprozesses übernehmen. Durch deren konsequente Positionierung an stragtegischen Infrastukturknotenpunkten wird ein transformations-orientiertes Netz an Material Katastern aufgespannt.

"Mit dem Vorschlag zur Transformation der urbanen Baumethode, entsteht auch der Bedarf an einem neuen Industriezweig, der die Aufarbeitung von Materialien zur späteren Reimplementierung übernimmt."


// Die Mine als Basis einer zukunftsfähigen Baukultur
Der Paradigmenwechsel in der Baumethodik beinhaltet auch die differenzierte Betrachtung der
Stadtstruktur und deren vorhandenen Bausubstanz. Er fordert zu einer Abkehr von der allgemein gültigen Betrachtungsweise der Gebäude als einmalige zu einem einzigen Zweck entstandene Bauaufgabe, deren Lebensdauer auf die Nutzungs- oder Kostenrentabilität beschränkt ist. Das Verständnis der Gebäude als fixe Masse muss dahingehend entwickelt werden, als dass sie als ein variables Gefüge von einzelnen eigenständigen Elementen gesehen werden müssen. Diese Elemente treten nur temporär in einer bestimmten gestalterischen und baulichen Konfiguration in Erscheinung. Kurz: Der Wert des einzelnen Bauelement muss in den Fokus gerückt werden. Das Element muss getrennt von der Funktion und losgelöst von der Lebensdauer des Gebäudes betrachtet werden und an Bedeutung gewinnen.

"Das Verständnis der Gebäude als fixe Masse muss dahingehend entwickelt werden, dass sie als ein variables Gefüge von einzelnen eigenständigen Elementen gesehen werden müssen."


// UFA-Palast // Altes Paketpostamt // EnBW-Areal // Stadtbad - Cannstatt // Parkhaus Breuninger
// Kaufhof Stuttgart // Galeria Kaufhof Cannstatt // Melanchton-Kirche Fellbach // TÜV Stelle - Stöckach
// Hausmannstraße 101 // König-Karl Eckhaus // Gleichüberdachung HB // Kriegsbergstraße 30
// Fernsehstudios Villa Berg //Oertel + Lehrer Fabrik // Schwimmbad Fellbach // Breitling Stuttgart // Fabrik Untertürkheim // Parkdeck Paketpostamt // Alte Bahndirektion
"Durch Inventuren und eine genaue Baubestandsaufnahmen, von zum Abriss freigegebener Bauten, entsteht das MaterialKataster. Hier werden alle potenziellen Dimensionen an Bauelementen aufgeführt, die sich zu einer Wiederverwendung eignen."








// Prozess von identitätslosen Elementen zu einem MaterialKataster
Grundlage der Konzeption einer Element ID ist der Anspruch identitätslose Materialien eines Abrissgebäudes in Bauteile mit einer Identität zu überführen. Damit wird die Zugänglichkeit und unabhängige Abrufbarkeit von Bauteilen ermöglicht und eine materielle bereits produzierte Ressource erschlossen.
Um diesen Prozess vollziehen zu können bedarf es gewisser Informationen, welche z.B Aufschluss darüber geben woher ein Element kommt, was es für baukonstruktive Eigenschaften besitzt und in welchem Qualitätszustand es sich befindet. Auch die brandschutztechnischen Informationen, sowie die Beschaffenheit der Oberflächen und die Bauteilabmessungen spielen hierbei eine Rolle.

No 1 _ Herkunft I No 2 _ Material I No 3 _ Typ I No 4 _ Oberfläche I No 5 _ Dimension I No 6 _ Qualität



Element ID _: ___.__/_._/_._/__/___.___/___x__x__._
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Element ID _: HBF.01/s.L/s.C/gü/F90.HEB/800x30x45.01



// Leasing als ein Modell
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Durch eine Art Leasing, oder Eigentumsmodell werden Elemente direkt an einen Eigentürmer verkauft. Die Investition rechnet sich primär über den Faktor Zeit wodurch das Element selbst, durch die Dauer der Nutzung eine indirekte Wertsteigerung, im Sinne von Gewinn, erzielt. Zum Zeitpunkt X des Aus- oder Abbaus der Materialien, respektive der Immobilie wird das Element wieder frei gesetzt. Kosten, welche durch den Ausbau oder die Requalifizierung im Kataster entstehen, werden nur marginal die gewonnene Wertsteigerung minimieren. Auch durch die Implementierung neuer Normen oder den Qualitätsverlust des Materials werden maximal 50% des vorhandenen Werts abgeschöpft. Das Potenzial, ein bereits in der Vergangenheit erworbenen Elements wieder neu zu reimplementieren ohne erneute Investitionen zu tätigen, steigert die Attraktivität und auch die Gewinnspannen dieser Anlage.
Ökonomie des Katasters
Das ökonomische Wirtschaften
"Durch eine Art Leasing oder Eigentumsmodell werden Elemente direkt an einen Eigentürmer verkauft."

Aufgrund der wirtschaftlichen Dynamik und Wertsteigerungen des Preisindexes der Baumaterialien ist eine weitere Steigerung des Einheitspreises selbst zu erwarten. Das erworbene Gut spiegelt so eine Art „Aktie“ wider. Aufgrund dieser Kalkulation kann die These aufgestellt werden, dass zukünftig eine Verschiebung der Besitzverhältnisse, von einer Immobilie hin zu dem Besitz verschiedener Elemente und Baumaterialien stattfinden wird.
// CO 2 + Primärenergiebedarf
Ziel der Auseinandersetzung mit der Thematik von Wiederverwendeten Bauteilen ist ganzheitlich betrachtet die Reduktion des Co2 Ausstoßes sowie die Minderung des Primärenergiebedarfs. Um die Baubranche selbst und alle damit verbundenen Prozesse, sowie Hersteller, künftig in eine klimagerechtere Zukunft zu lenken, muss vor allem die potenzielle Verbesserung durch das Verwenden von Altbauteilen und schon vorhandenen Materialrohstoffen betrachtet werden. Fokus der Untersuchung ist es zu ermitteln, welche konkreten Energieeinsparungen mit der Wiederverwendung gebrauchter Bauteile verbunden ist. Gleichzeitig soll aber auch das Reduktionspotenzial für Co2-Emissionen ermittelt werden. (Der Begriff Co2-Emissionen wird zusammenfassend für alle berücksichtigten klimarelevanten Emissionen verwendet).
"Das Szenario der reinen Herstellung von einem Baustoff wird in Relation zu dem Alternativszenario der Wiederverwendung von demselben Baumaterial gestellt."



"Die daraus zu prognostizierende Einsparung liegt ca. zwischen 65-70%."



// Ein Segmentbogen der Kreislaufwirtschaft

"Im Sinne des Flächenrecyclings und der Aktivierung von Brach- und Restflächen birgt dieser nichtig werdende Brückenbaustein das Potenzial, die Ausrichtung und Verknüpfung Stuttgarts zum Neckar über eine bereits vorhandene Struktur zu erreichen."

Die hier verortete Intervention ist ein Knotenpunkt der Stadt Stuttgart, welche durch die Inszenierung des Brückenschlags auf mehreren Ebenen die Stadt miteinander verbindet.
Mit der Methodik und dem Prozess einer zukunftsfähigen Baukultur wird der Brückenschlag als Teil der produktiven Stadt und im Sinne der IBA 27 als produktiver Baustein in einer städtischen Struktur inszeniert. Das Gebäude selbst oszilliert zwischen dem Prozess und der Programmatik eines Bauteilkatasters und dem Ausdruck des Gebäudes, als Materiallager selbst.
Im Sinne der Methodik einer zukunftsfähigen Baukultur wird durch das hier implementierte Gebäude der Kreislauf, der Transformierung von urbanen Minen zu Baustoff Lagern über den Kernpunkt der Katalogisierung, geschlossen. Durch den Einsatz recycelter Baumaterialien, als auch durch die Funktionen des Hauses selbst fungiert das Gebäude als bauliches Ausstellungsstück.

"Die geografische Prominenz des Katasters dient als edukativer Bestandteil der Stadt um die Idee eines Umdenkens für zukünftiger Bauprojekte öffentlich manifestieren zu können."
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